JAZZ Tage Erding
Musikfestival
03.11. - 05.11.23
Exotische Klänge am brasilianischen Strand? Wehmütige Tango-Komponisten im argentinischen Café? Die Atmosphäre der Pariser Jazz-Clubs der 1930er Jahre? Oder vielleicht doch "nur" Live-Auftritte der wichtigsten (deutschen) Jazz-Musiker? In bezug auf die Vielfalt des Jazz lassen die JAZZ Tage jeden November keine Wünsche offen.
In den vergangenen Jahren hat die Stadt ihr Konzept weiter modifiziert und das Spektrum der Künstler erweitert. Nach der Auftaktveranstaltung mit bekannten Jazz-Größen stehen in erster Linie die kreativen Mischformen im Vordergrund, in denen der Jazz seine Vitalität immer wieder unter Beweis stellt: sei es im Bossa Nova, der Synthese aus brasilianischer Samba und Jazz, oder im Tango, der Jazz-Elemente um neue und moderne Ausdrucksformen bereichert wird.
Abgerundet wird das unverwechselbare Flair der JAZZ Tage jedoch durch die Auftgritte von Lokalmatadoren sowie die Dixieland- und Swing-Frühshoppen am Samstagvormittag. Dann nämlich erinnert das Festival an die Ursprünge des Jazz, die eben nicht in den großen Konzertsälen, sondern in den Kneipen und Clubs der Vereinigten Staaten lagen.
Veranstalter: Stadt Erding, Landshuter Str. 1, 85435 Erding

Die Bands der Jazz Tage 2023 im Überblick
Wollen wir wetten, dass jeder Radiohörer und jeder Musikinteressierte in Erding den Schlagzeuger Manu Katché schon einmal gehört hat? Wie man auf so eine Idee kommt? Ganz einfach: Denn der heute 65 Jahre alte Musiker spielte in den 1980er Jahren bahnbrechende Alben mit Peter Gabriel und Sting ein; der Schlagzeuger auf Welthits wie „Sledgehammer“ oder „Englishman in New York“ ist – Manu Katché. Vorgezeichnet war dem französischen Drummer mit familiären Wurzeln in der Elfenbeinküste eine ganz andere Laufbahn. Aufgrund einer klassischen Ausbildung am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris wäre aus Katché eigentlich wohl ein ausgezeichneter Perkussionist in einem Sinfonie-Orchester geworden. Wegen seines außergewöhnlichen Spiels wurden jedoch früh Stars auf ihn aufmerksam – neben Sting und Gabriel arbeitete der Franzose unter anderem mit Joni Mitchell, den Dire Straits, Tears for Fears, Paul Young, Tracy Chapman, Youssou N’Dour oder den Simple Minds.
Als Bandleader und Komponist machte sich der Schlagzeuger im Jazz einen Namen. Als Meilenstein gilt sein zweites, 2005 veröffentlichtes Solo-Album „Neighbourhood“, auf dem er mit der norwegischen Jazz-Legende Jan Garbaraek zu hören ist. Zuletzt erschien 2019 das mit Jim Henderson (Keyboards), Patrick Manouguian (Gitarre) und Jérôme Regard (Bass) aufgenommene „Scope“. Zwei Aspekte zeichnen das Album aus, heißt es in einer Beschreibung: „Bei allem Einsatz von elektronischem Sound haftet den Songs stets eine gewisse Melancholie an, die hervorragend mit dem Attribut ‚noir'“ charakterisiert werden könne.
Konzert: Freitag, 3. November, 19.30 Uhr, Kreismusikschule, Eintritt: 25 Euro
Sie wussten bisher nicht, um was es sich bei der „Pop-Musik vergangener Tage“ handelt? Die Dixie Bones aus Nürnberg helfen gerne weiter: „New Orleans Jazz, Blues und Dixieland bis hin zu Swing und Rhythm & Blues“. Damit, plus Klassikern und selten gehörten Raritäten, bestreiten Norbert Weigand (Sousaphon), Mathias Rösel (Klarinette, Saxophon), Peter Pelzner (Gitarre) und Christian Tournay (Schlagzeug) den zweiten Frühschoppen am Samstagvormittag. Und weil das Quartett aus Franken in der Szene seiner Heimat fest verwurzelt ist und über viel Festival- Erfahrung verfügt (zum Beispiel mit Auftritten bei der Internationalen Jazzwoche in Burghausen, der Jazznight in Magdeburg oder dem internationalen Dixielandfestival in Dresden), darf man den vier Musikern unbesehen glauben, dass sie „den alten und Gute-Laune-Jazz auf professionellem Niveau zum Leben erwecken“. Im Restaurant ist keine Platzreservierung möglich.
Konzert: Samstag, 5. November, 11 Uhr, Gasthaus zur Post, Eintritt: 10 Euro
Keine, aber wirklich gar keine Wünsche offen lässt die international besetzte Hot Stuff Jazzband mit Heinz Dauhrer (Trompete, Flügelhorn), Butch Kellem (Posaune), John Brunton (Gitarre), Gary Todd (Bass) und Hermann Roth (Schlagzeug) in Bezug auf ihr Spezialgebiet, das „Swingin’ Entermainment“. Wie auch? Weil jedes Mitglied in den Gruppen großer Jazz Musiker engagiert war, verfügen die fünf Profis über etwa 200 Jahre Bühnenerfahrung. Die Bandbreite des Repertoires umfasst ausgewählte Songs des traditionellen Jazz der 1920/30er Jahre über die Swing Ära bis hin zu lateinamerikanischen und karibischen Rhythmen. Als Highlight gelten Dauhrers Interpretationen von Louis-Armstrong- Titeln. Zudem hat die Band ihr Spektrum zuletzt erweitert und rund 30 Musikstücke aus Disney-Filmen neu arrangiert – „mal als Dixieland, mal als Calypso, gewürzt mit etwas Gene Krupa, Harry James und Louis Armstrong und immer mit Humor“.
Konzert: Samstag, 4. November, 11 Uhr, Airbräu am Flughafen, Eintritt: frei
Den Nachmittag gestaltet Sarah und der Flügel Jean Jaques. Wer schon immer wissen wollte, welche Geschichten ein altgedienter Konzertflügel zu erzählen hat, sollte sich für einen Besuch des „Jazz für Kinder“-Konzerts entscheiden. Sarah Mettenleiter (Gesang, Sprecherin) und ihre Band mit Elisa von Wallis (Cello, Gesang), Ulrich Wangenheim (Saxophon, Klarinette, Querflöte), Josef Reßle (Klavier), Harald Scharf (Bass, Gesang) und Flurin Mück (Schlagzeug) singen und spielen für die ganze Familie die Reise vom kleinen Mädchen Sarah und dem sprechenden Flügel Jean Jacques und ihre Erlebnisse mit den verschiedensten Instrumenten. Weil die Musikgeschichte 2021 als illustriertes Buch (mit CD) unter dem Titel „Sarah und der Flügel Jean Jacques“ veröffentlicht wurde, wird das einstündige Live-Programm von liebevollen Bildern und Animationen begleitet. Sarah Mettenleiter lebt als freiberufliche Sängerin, Pianistin und Komponistin in München und wurde als Teil des Jazzduos Ladybird bekannt.
Konzert: Samstag, 4. November, 14.30 Uhr, Kreismusikschule, Eintritt: 5 Euro (Kinder frei)
Wenn das kein Lob ist! Denn mit dem Pablo Held Trio kommt „eine der großartigsten Bands der heutigen Musik“ zu den diesjährigen Jazz Tagen. Und gelobt hat kein geringerer als die britische Jazz-Legende John Scofield. Seit er 2014 mit dem Bandleader und Pianisten sowie Robert Landfermann (Bass) und Jonas Burgwinkel (Schlagzeug) das Album „The Trio meets John Scofield“ aufnahm, weiß der Gitarrist, wovon er spricht. Tatsächlich gilt das Trio als außergewöhnlich, weil es „die Grenzen zwischen Komposition und Improvisation überschreitet, indem es auf Festlegungen – eine Abfolge von Themen und einen vorgezeichneten Weg, diese zu präsentieren – bei Konzerten verzichtet“ und das „Risiko radikaler Spontaneität“, eingeht. Held schildert das Trio weiter als sein „musikalisches Zuhause“, nachdem er mit Landfermann und Burgwinkel immerhin elf Alben veröffentlichte und viele Tourneen absolvierte. Dazu kommt die Zusammenarbeit mit Gästen wie eben John Scofield, Ralph Towner, Chris Potter, Jim Beard, Jorge Rossy, Dave Liebman oder Nelson Veras. Pablo Held stammt aus einer Musikerfamilie, sein Vater ist der Komponist und Pianist Peter Held. Obwohl er bereits mit vier Jahren erste Auftritte am Schlagzeug absolvierte, sattelte er in seiner frühen Jugend aufs Klavier um und studierte später Jazz-Klavier in Köln. Held etablierte auf seiner Homepage die Interview-Reihe „Pablo Held investigates“ und gehört zu den Gründungsmitgliedern des Kölner Jazzkollektivs Klaeng, das seit 2009 Festivals, Konzertreihen oder Workshops organisiert und mit KLAENGrecords ein eigenes Label betreibt.
Konzert: Samstag, 4. November, 19.30 Uhr, Kreismusikschule, Eintritt: 25 Euro
Ins Zentrum großer amerikanischer Kultur aus der Mitte des 20. Jahrhunderts führt die Matinee mit der musikalischen Lesung „Truman Capote: Frühstück bei Tiffany“. Während der Schauspieler Markus Meyer Stellen aus Capotes Meisterwerk liest, steuern die beiden Pianisten Chris Hopkins und Thilo Wagner die passende Musik bei und spielen Stücke von Cole Porter, George Gershwin, Duke Ellington oder Henry Mancini. Mit seinem 1958 erschienenen Buch über das Partygirl Holly Golightly traf der als literarisches Wunderkind geltende Truman Capote einen Nerv seiner Zeit. Unsentimental schildert er den unbedingten Aufstiegswillen seiner Hauptfigur, viel drastischer zum Teil als die spätere legendäre Verfilmung mit Audrey Hepburn aus dem Jahr 1961. Der US-Amerikaner Chris Hopkins und der Stuttgarter Thilo Wagner sind vielfach ausgezeichnete Musiker, Markus Meyer festes Mitglied im Ensemble des Wiener Burgtheaters.
Konzert: Sonntag, 5. November, 11 Uhr, Kreismusikschule, Eintritt: 15 Euro